Die wichtigsten Trends im Bereich Streitbeilegung:
- Angesichts der aktuellen geopolitischen Entwicklungen werden bei Andauern der Krisensituation Entschädigungsansprüche, welche sich aus den folgenden Themen ergeben, weiterhin eine starke Rolle spielen: Lieferketten und Handelsverträge, Energiepolitik, Finanzierungen und Kapitalmärkte, Protektionismus und Wirtschaftsregulierung, Restrukturierungen und Insolvenzen, Wirtschaftssanktionen.
- Zunahme an Streitigkeiten im Zusammenhang mit Lieferketten, auch durch die Auswirkungen der Energiekrise und Force Majeure, insbesondere in energieintensiven Industrien wie Chemie und Automotive, aber auch im Gas- und sonstigen Energiemärkten.
- Im Zusammenhang mit unterbrochenen Lieferketten werden Folgestreitigkeiten in den Bereichen Finanzierung und Versicherung erwartet.
- Während ESG-Themen derzeit primär als Compliance-Thema angesehen wird, lässt sich bereits jetzt ein Perspektivwechsel bei ESG-Themen sowie Interessenverschiebungen bei Investoren abzeichnen; vor allem eine Zunahme von Greenwashing-Klagen, möglicherweise in Form von ersten Sammelklagen, wird erwartet.
- Allgemeine Zunahme von Massenverfahren (‘Amerikanisierung der Klageindustrie’)
- Gleiches gilt für die Beratung zu Haftungsrisiken und möglichen Streitigkeiten im Zusammenhang mit dem Einsatz künstlicher Intelligenz.
- Die Auswirkungen der Zinswende sind vor allem im Transaktionsgeschäft spürbar.
- Im Produkthaftungsbereich wird mit spürbaren Konsequenzen der Verbandsklage gerechnet, insbesondere wird es zu einer Überholung der Produkthaftungsrichtlinie und AI-Richtlinie kommen, woraus sich zivilprozessuale Änderungen ergeben werden.
- Auch die Pharmaindustrie ist stark von Rückrufaktionen von Medizinprodukten, Schadensfällen, insbesondere bei Impfstoffen, betroffen. Dies wird hauptsächlich über Schiedsverfahren geregelt werden.
- Im Fokus wird auch der Tech-Sektor stehen, da es beispielsweise Gesetzesentwicklungen im Bereich KI-Haftung und Rechtsprechung zur Haftung nach der DSGVO gibt.
- Finanzstreitigkeiten sind weiterhin ein wachsender Sektor; beispielsweise werden neue Streitigkeiten aus der Nutzung von Fintech, Blockchain, Smart Contracts und künstlicher Intelligenz entstehen.
- Die zunehmende Bedeutung von ESG im Finanzsektor und die steigenden regulatorischen Anforderungen werden zu mehr Streitigkeiten im Zusammenhang mit der Verletzung von Treuepflichten, falschen Angaben, Fahrlässigkeit, Vertragsbruch oder aufsichtsrechtlichen Verstößen führen.
Zu den signifikantesten personellen Veränderungen des Berichtszeitraums zählen der Zugang des Handels- und Vertriebsrechtlers Johannes Teichmann im Februar 2023 zum Frankfurter Büro von Luther Rechtsanwaltsgesellschaft mbH von zuvor Baker McKenzie. Gemeinsam mit ihm wechselte Counsel Rebecca Romig, die ebenfalls für das Commercial Disputes-Team tätig sein wird. Ann-Christin Engelke verließ BAUMANN Resolving Disputes im Januar 2024, um gemeinsam mit Martin Lögering und Benjamin Wagner, beide zuvor bei LEBUHN & PUCHTA, die Streitbeilegungsboutique Grat Disputes zu gründen. Sebastian Seelmann-Eggebert verließ Latham & Watkins LLP und ist seit April 2023 als Of Counsel bei HANEFELD tätig.