Die wichtigsten Trends im Versicherungsrecht:
- Aufgrund der makroökonomischen Auswirkungen des Ukrainekriegs, der andauernden Pandemiefolgen und der daraus resultierenden Unsicherheit konzentrierten sich Versicherungsunternehmen am Anfang des Berichtszeitraums vorwiegend auf das Bestandsgeschäft.
- Die Zinswende spielt insbesondere für Lebens- und Krankenversicherungen eine Rolle; dementsprechend wurden die Preise 2023 angepasst.
- Kanzleien berichten von zunehmenden Mandatierungen betreffend Großschäden, einschließlich Kraftwerkschäden, Brände und Explosionsschäden.
- Starke Konsolidierung im deutschen Versicherungsmaklerbereich basierend auf den erhöhten regulatorischen Anforderungen, der zunehmenden Effizienzsteigerung durch die Digitalisierung der Arbeitsprozesse, der verstärkten Konkurrenz von Online-Vergleichsportalen und dem Direktvertrieb sowie aufgrund des steigenden Kostendrucks und des Digitalisierungsdrucks an der Kundenschnittstelle. Folglich wird eine Abnahme erfolgreicher Marktteilnehmer erwartet.
- Im September 2022 sprach der EuGH ein wegweisendes Urteil zu Gruppenversicherungen; Gruppenversicherungen ermöglichen Unternehmen und Vereinen einen unkomplizierten Versicherungsschutz für Mitarbeiter und Mitglieder. Mit dem EuGH-Urteil sollen diejenigen, die solche Versicherungen abschließen, in bestimmten Fällen künftig als Versicherungsvermittler eingestuft werden. Die Frage der korrekten Einstufung sorgt nicht zuletzt bei Kanzleien für erhöhten Beratungsbedarf.
- Weiterhin rasant fortschreitende Digitalisierung im Versicherungssektor, insbesondere von Vertriebsmodellen und verstärkter Trend zu Omni-Channel-Plattform-Lösungen.
- Ebenso für verstärkten Beratungsbedarf sorgen Cyberversicherungen und insbesondere damit im Zusammenhang stehende Streitigkeiten.
- Zudem ist eine Professionalisierung des Klägermarkts zu beobachten: Versicherungsnehmer sind mutiger geworden, Versicherungsunternehmen zu verklagen. Insbesondere in der Krankenversicherungsindustrie kommt es vermehrt zu Klagen.
- Die Professionalisierung der Marktüberwachungsbehörden führt zu verstärktem aufsichtsrechtlichen Beratungsbedarf.
Zu den signifikantesten personellen Veränderungen des Berichtszeitraums zählen der Wechsel der M&A-Expertin Anne Fischer, die für ihre Expertise im Versicherungsunternehmens- und –aufsichtsrecht bekannt ist, von A&O Shearman zu Norton Rose Fulbright, wo sie die Praxisleitung im September 2022 übernahm. Bei Taylor Wessing trat Franz Janssen, der unter anderem in Sach- und Ausfallschäden sowie Luftfahrthaftpflicht erfahren ist, im September 2022 in den Ruhestand ein, während Loschelder im Januar 2023 eine Praxisleitungsübergabe zu verzeichnen hatte: Wilfried Rüffer (Sachversicherung und Erbrecht) gab die Praxisleitung an Sandra Orlikowski-Wolf (gerichtliche Vertretung in großen Schadensfällen) ab, bleibt dem Team jedoch in beratender Of Counsel-Funktion erhalten.